Import aus China: Papier zum halben Preis

Veröffentlicht von Peter Sauter am

Der Onlinedrucker „Unitedprint“ (UP) bot unlängst Druckereien per Import aus China Papier und Platten zum halben Preis an.

Ein tolles Angebot – oder etwa nicht?

Der Onlinedrucker „Unitedprint“ (UP) bietet Druckereien per Import aus China Papier und Platten zum halben Preis an. Grund genug, sich einmal im Markt umzuhören und über die Erfahrungen und Erkenntnisse verschiedener Druckereien mit dieser Aktion zu berichten.

Der Onlinedrucker „Unitedprint“ (UP) sorgte unlängst mit einem Angebot für Aufsehen in der Druckbranche, in dem er anderen Druckereien Papier und Platten zum halben Preis anbot. Dieses beinahe schon unmoralische Angebot brachte Unruhe in den Papiermarkt mit seinen gewachsenen Beziehungen zwischen Herstellern, Großhändlern und Druckereien, aber auch bei den diversen Einkaufsverbänden.

Wechselhafte Qualität

Aus technischer Sicht wurden die Bilderdruckpapiere von United Print von verschiedenen Druckereien getestet, darunter „UP matt weiß“, „UP matt extra weiß“ (130gr) und „UP HF Offset“. Ein zentraler Punkt, der von allen Testern bestätigt wurde, war der im Vergleich zu europäischen Standards ungewöhnlich gelbe Weißgrad beider Papiere. UP matt weiß erwies sich sogar als zu gelblich für den Verkauf an Kunden, während UP matt-extra weiß eine akzeptable Farbgebung und Druckqualität aufwies. Es wurden jedoch Probleme beim Falzen und bei der Staubbildung festgestellt, zudem war die Qualität der Testmengen uneinheitlich, was die Planbarkeit beeinträchtigte und die Notwendigkeit einer Qualitätskontrolle vor dem Versand verursachte.

Viele Unwägbarkeiten

Die Lieferbedingungen erforderten den Kauf eines kompletten 40-Fuß-Containers (entspricht 25 Tonnen Papier), was für viele Druckereien eine Herausforderung darstellt. Die Lieferzeiten waren ohnehin schon lang und haben sich aufgrund der Sicherheitsrisiken für die Frachtschifffahrt durch die Huthi-Rebellen an der Meersenge am Horn von Afrika weiter verlängert.

Aus kommerzieller Sicht sind die Preisvorteile gegenüber den Einkaufspreisen in einer Einkaufsgemeinschaft geringer als erwartet. Die Vorfinanzierungskosten von ca. 30.000 Euro für einen 40ft Container sind erheblich – und nicht jede Druckerei kann diese Kosten aus eigener Tasche tragen. Die Finanzierungskosten reduzieren den maximal erzielbaren Einkaufsvorteil erheblich und müssen berücksichtigt werden. Hinzu kommt, dass es keine Garantie für Preisstabilität und Liefersicherheit gibt.

Strategisch gesehen kommt das von UP angebotene Papier aus China, was aufgrund geopolitischer Ereignisse wie der russischen Invasion in die Ukraine problematisch sein kann. Es ist aus vielen Gründen zu empfehlen, sich nicht von Ländern mit autoritären Regimen abhängig zu machen.

Fazit

Zusammenfassend gibt es viele Herausforderungen im Zusammenhang mit der Werbekampagne von Unitedprint, darunter geringere Kosteneinsparungen als erwartet, Qualitätsprobleme, logistische Herausforderungen und strategische Risiken. Diese Erkenntnisse sind für Druckereien wichtig, um fundierte Entscheidungen treffen und potenzielle Risiken abwägen zu können.

Ob man ein solches Wagnis eingeht, muss jede Druckerei selbst entscheiden. Allerdings scheint es mir bei den Unwägbarkeiten und dem geringen Kostenvorteil sinnhafter, sich zunächst mit einem der Einkaufsverbünde in der Druckbranche, wie z.B. EKDD, zu sprechen. Zumal auch die Großhändler über die Nutzung dieses Werbeangebotes nicht erfreut sind. Und deren Service braucht man in der Regel täglich…

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Peter Sauter

Peter Sauter war 50 Jahren in leitenden Positionen in der grafischen Industrie tätig. Also ein "Dino" der grafischen Industrie. Heute ist er Unruheständler und Gründer des StartUp’s „Der DruckDino hilft“. Sein Spektrum, seine Berufserfahrung und sein technisches Know-how reichen vom Digitaldruck über Bogenoffsetdruck, Tiefdruck und Rollenoffsetdruck bis hin zum PrintManagement.