Das ökonomische Mittelstands-Orakel (Teil 1/2)

Veröffentlicht von Tom Müller am

Das Mittelstands-Orakel

Antworten finden auf bisher nie gestellte Fragen

„Ohne unsere Zusammenarbeit hätten wir die Covid-Krise nicht bewältigt“, sagte mir der Geschäftsführer eines großen Logistikunternehmens Ende 2021. Die steigende Krisenfrequenz macht es erforderlich, Antworten auf Fragen zu finden, die vorher nie gestellt wurden. Ähnliche Herausforderungen begleiten den Mittelstand seit Beginn der Digitalisierung. Doch wie kann dieser die Zukunft vorhersagen?

Bis zur Französischen Revolution folgte die Welt im alten Europa noch klaren Strukturen. Man wusste, wer das Sagen hatte, Welt und Gesellschaft waren wohlgeordnet – in handwerkliche Zünfte oder religiöse Kasten. Eine solche Ordnung wackelt naturgemäß, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern. Gleiches gilt heute, da seit nunmehr bald 30 Jahren auch die Wirtschaft im Zuge einer fortschreitenden Digitalisierung umgekrempelt wird.

Früher war sogar die Zukunft besser

Die Unternehmensnachfolge im Handwerk war noch im letzten Jahrhundert durch die Erbfolge geprägt. Wer in der Gesellschaft aufsteigen wollte, hatte einen Weg vor sich. Erst verloren die Zünfte ihre Macht. Dann wurde die Europäische Gemeinschaft immer freizügiger. Schlussendlich landeten wir in einer globalisierten, eng vernetzten Welt. Als Auswirkung wackeln nun alle ehemaligen Fundamente. Die disruptiven Auswirkungen lassen in der Wirtschaft kaum einen Stein auf dem anderen. Alte Methoden und Abläufe digital abzubilden, ist da höchstens die halbe Miete.

Wissen ist Macht – macht’s jedoch nicht immer besser

Die Zukunft lässt sich immer unzuverlässig vorhersagen. Ein Gespenst namens VUCA schleicht umher:

  • Volatility: Volatilität (Unbeständigkeit)
  • Uncertainty: Unsicherheit
  • Complexity: Komplexität
  • Ambiguity: Ambiguität (Mehrdeutigkeit)

Vormals übertrumpften Wissende die Unwissenden. Die Erfahrenen hatten die Nase vorn. In den ersten zwei Jahrzehnten des Internets wurden die Langsamen von den Schnellen übertrumpft. Heute zeigt sich eine neue Kombination, die Vorsprung verspricht: über den Tellerrand blickende Kreativität, gepaart mit gutem Kontakt zu Kunden und Markt. Alles scheint möglich – und sein Gegenteil.

„Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“ (Albert Einstein)

Um mit Service und/oder Produkten ökonomisch zu punkten, bedarf es hoher Umsetzungsgeschwindigkeit und kleiner Schritte, den eingeschlagenen Kurs in kurzen Abständen zu kontrollieren. Dies bedingt, häufig neu zu entscheiden, in welche Richtung es weitergehen soll.

Kreativ bleiben sowie schnell und sicher entscheiden, sind die notwendigen Kernkompetenzen. Genau darin steckt die Chance des Mittelstandes für die Zukunft. Es ist das Gegenteil der ehemaligen Geschäftsgrundlage nach dem Prinzip „das haben wir immer schon so gemacht“.

Viele sind weiser als wenige

Zukunft zu planen, heißt anzuerkennen: Es wird nicht nur eine Zukunft geben – und keine einfachen Antworten. Es gilt, in Möglichkeiten zu denken und unterschiedlichen Zukunfts-Szenarien. An diese Aufgabe geht man in Konzernen mit professioneller Begleitung heran und in großen Projekten. Im Mittelstand sollte diese Herkulesaufgabe schlanker bewältigt werden – und dennoch sicher.

Die Weisheit der Vielen

Gruppenintelligenz geht über Schwarmintelligenz hinaus. Hunderttausend Sardinen sind immer noch Sardinen. Und wenn die Belegschaft einer Schlosserei die zukünftige Welt vorhersagt, wird diese wahrscheinlich aus Metall bestehen.

Die Weisheit der Vielen lebt von den vielen unterschiedlichen Menschen und deren verschiedenen, mitunter gegensätzlichen Facetten und Perspektiven. Dazu zählen Fachwissen, Bedarfe, Erfahrungen, Kenntnisse aus beruflichen, aber gleichermaßen auch aus persönlichen Bereichen wie dem kulturellen Hintergrund, der Herkunft, Hobbys und, und, und. Diese sehr unterschiedlichen Zutaten ergeben einen bunt gemischten Ideen-Eintopf, aus dem Antworten zu Problemlösungen ebenso entstehen wie zur Produkt-, Innovations- oder Strategie-Entwicklung. Die Fülle dieser Zutaten repräsentiert die Chancen: je mehr, umso besser.

Der zweite Teil dieses Beitrags erscheint am 27. Februar hier im Druckblock. Sie möchten wissen, wie Sie mit der richtigen Fragestellung zu Ideen gelangen, die Sie wirklich weiterbringen? Dann bleiben Sie dran!


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Tom Müller

Tom Müller (63) begann seine Karriere in der Druckindustrie. Mit der Jahrtausendwende spezialisierte er sich auf Transformation angesichts der Effekte durch die Digitalisierung – er ist Gruppenintelligenz-Spezialist, Mentor für Entscheidungen, Moderator für Magic✯Meetings.