Mit Speck fängt man Mäuse

Veröffentlicht von Klaus Starch am

Mitarbeitergewinnung funktioniert nach dem Bonusprinzip

Weisheiten von Großmutter Edeltraut – Heute: Mitarbeiter gewinnen und halten

Großmutter Edeltraut hatte eine besondere Beziehung zu Ihren Mitarbeitern, geprägt von Verantwortung und gegenseitigem Respekt. Dazu gehörte auch der Leitsatz „Mit Speck fängt man Mäuse“. Frei übersetzt: „Du willst was Gutes? Dann biete etwas Gutes“. Genau das sollte auch heutzutage noch der Leitsatz bei der Mitarbeitergewinnung sein. Ganz ehrlich: Für mich klingt das einfacher umzusetzen als „How to do Employer-Branding“.

Die Klagen über fehlende Mitarbeitermotivation, Fachkräftemangel, nicht besetzte Ausbildungsplätze, steigende Lohnkosten und so weiter und so fort machen deutlich, wie sich der Arbeitsmarkt in vielen Segmenten vom Arbeitgeber- hin zum Arbeitnehmermarkt gewandelt hat. Und wie er sich weiterhin wandelt. Doch in vielen Unternehmen – vor allem im Mittelstand – hat sich diese Erkenntnis noch immer nicht durchgesetzt.

Hohle Phrasen schaden nur

„Bei uns steht der Mensch im Vordergrund“: Diese Phrase, die allzu oft in der Selbstdarstellung von Unternehmen auf Mitarbeitersuche verwendet wird, ist symptomatisch für die Hilflosigkeit im Umgang mit den geänderten Marktverhältnissen. Die Aussage ist weder messbar noch überprüfbar. Zudem ist sie völlig unspezifisch – und wird nebenbei bemerkt ebenso häufig analog in der Kundenkommunikation verwendet. Wer soll sich also davon angesprochen fühlen? Was sagt das tatsächlich über den Arbeitsplatz im Unternehmen? Praktisch nichts – und darin liegt der größte Fehler.

Geld allein macht Mitarbeiter nicht glücklich

Employer-Branding bedeutet in erster Linie, die Vorzüge des eigenen Unternehmens als Arbeitgeber für den potentiellen Arbeitnehmer sichtbar und zur Entscheidungsgrundlage zu machen. Daraus folgt: Wer sich nur über die Bezahlung abzugrenzen versucht, wird genau die Mitarbeiter*innen bekommen, die darauf aus sind, viel zu verdienen. Ob das immer die motiviertesten sind, ist eher zweifelhaft. Denn was genau dieses Unternehmen auszeichnet, bleibt im Dunkeln. Setzt man sich dem rein merkantil ausgeprägten Wettbewerb aus, so versäumt man die Chance, das eigene Unternehmen als einzigartig zu positionieren.

Mitarbeitergewinnung ist Eigenwerbung

Starke Werte wie die Tradition des Unternehmens, das Entwicklungspotential und damit die Sicherheit des Arbeitsplatzes, Gestaltungsmöglichkeiten der eigenen Arbeitsumgebung ( Lean / CIP) oder, heute immer wichtiger, die Flexibilität der Lebens- bzw. der Jahresarbeitszeit zählen vor dem Hintergrund von psychischer Gesundheit und Work-Live Balance für viele Arbeitnehmer mehr als ein Gehaltscheck, der im Vergleich zu anderen Unternehmen ein paar hundert Euro brutto mehr ausweist. Langfristig wird ein Arbeitnehmer genau dem Unternehmen gegenüber loyal sein, das seinen Bedürfnissen am besten entspricht. Unabhängig ob er dort 250 Euro mehr oder weniger verdient.

Falsche Versprechen vermeiden

Dabei ist es eminent wichtig, dem eigenen Betrieb nur für die Mitarbeitergewinnung Eigenschaften zuzuschreiben, die generell nicht oder nur am Rande gegeben sind. Das Versprechen flexibler Arbeitszeiten wird bei Drei- und Vierschichtbetrieben eher schwer einzuhalten sein. Hier haben Lügen kurze Beine, eine hohe Fluktuation in der Probezeit ist dann vorprogrammiert. Dementsprechend ist eine intensive Analyse der Eigenschaften des eigenen Unternehmens, die für einen Mitarbeiter attraktiv sind, ebenso grundlegend wie die Analyse des gesuchten Arbeitnehmertypus, um eine langfristig erfolgreiche Personalbindung zu erreichen.

Fazit

Schließlich wusste schon Oma Edeltraut: Wichtig ist, dass der Speck zur Maus passt, der Hafer zum Pferd oder die Milch zur Katze. Will man einen bestimmten Mitarbeitertyp für das Unternehmen gewinnen, sollte man die Eigenschaften, die für diesen Typus wichtig sind, auch bieten können. Anderenfalls wird die Zusammenarbeit in der Regel von nicht allzu langer Dauer sein.

Lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, welche Eigenschaften Ihr Unternehmen für Ihre (potentiellen) Mitarbeiter attraktiv macht!


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Klaus Starch

Der Autor arbeitete jahrzehnte als CFO und CEO in mittleren und großen Industriekonzernen. Nach einem mehrjährigen Ausflug als Dozent für Psychologie an einer alteingesessenen Universität, hilft er heute Unternehmen mit einer Mischung aus Erfahrung, gepaart mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, den Anforderungen der Gegenwart gerecht zu werden.