W2P-Industrie: Herausforderungen und Chancen

Veröffentlicht von Thomas Haver am

w2p - web to print birgt Risiken und eröffnet Chancen

In den letzten Jahren war die Druckindustrie mit einer digitalen Umwälzung konfrontiert. Vor allem Web-to-Print-Lösungen (W2P) erscheinen dabei als disruptive Innovationen, die gängige Geschäftsmodelle und Technologien im Druckbereich mehr und mehr ersetzen. Doch wie sieht es mit der Zukunft der Branche aus? Druckblog-Autor Thomas Haver wagt einen Ausblick.

Zu Beginn der 2020er Jahre hat sich weltweit die Covid 19 Pandemie in vielen Bereichen des Alltags als massiver Einflussfaktor für Veränderungen erwiesen. Auch in der Druckindustrie wirkte die Pandemie wie ein Katalysator, der den digitalen Wandel beschleunigt hat. Angesichts von Beschränkungen und Einschränkungen jeglicher Art von Mobilität mussten selbst die überzeugten Verfechter traditioneller Druckverfahren nach Web-to-Print-Lösungen suchen. W2P machte es für die Nutzer einfach, ihre Druckaufträge direkt vom Home Office aus zu erteilen.

Trotz generell rückläufiger Druckvolumina soll laut aktueller Prognosen der Weltmarkt für W2P zwischen 2023 und 2028 voraussichtlich mit einer jährlichen Wachstumsrate von 5,2 % auf 39,99 Mrd. USD wachsen. Diese Zahlen belegen den Aufwärtstrend von W2P. Doch werfen wir einen Blick auf die großen Herausforderungen und Chancen.

Der Weg in die Plattformökonomie

E-Commerce in Verbindung mit einer breiteren Akzeptanz von Web-to-Print-Lösungen wird den D2C-Vertrieb verändern. Das bedeutet auch, dass es im Jahr 2023 weniger Zwischenhändler und Vertriebskontakte bei Druckaufträgen geben wird. Experten gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2030 die gesamte Welt auf Online-Spezifikationen angewiesen sein wird. Damit wird die Online-Bestellung zur Norm für den Druck und immer mehr Unternehmen werden in Web-to-Print-Softwarelösungen investieren. Dies wird dazu führen, dass sich die Druckindustrie in Richtung einer Plattformökonomie entwickelt. Damit verbunden ist – das lehrt die Erfahrung im eCommerce – eine große Erwartung an eine schnellere Abwicklung, bis hin zu Lieferungen am nächsten Tag. Das wird die rasche Einführung effizienter Arbeitsabläufe und automatisierter Druckverfahren erzwingen.

Die größte Chance für Hersteller, ein Ökosystem für Multifunktionsdrucker (MFPs) aufzubauen, liegt möglicherweise in der Plattformökonomie. Dies ermöglicht ihnen, Initiativen zur digitalen Transformation zu unterstützen. Xerox ConnectKey ist der größte Name der etablierten Plattformen und bietet vollständig integrierte cloudbasierte Lösungen. Damit können Benutzer von überall und von jedem Gerät aus drucken. Auch HP Workpath verspricht die Entwicklung und Bereitstellung maßgeschneiderter digitaler Workflow-Anwendungen. HP hat eine Reihe von Apps entwickelt, die effiziente und sichere Arbeitsabläufe ermöglichen und in bestehende Plattformen wie SharePoint, Google Drive und Dropbox integriert werden können.

Automatisiertes Workflow-Management

Eine Web-to-Print-Lösung bedeutet eine große Anzahl von Aufträgen – und damit steigen die Kosten für die Abwicklung. Der erhebliche Preisdruck am Markt wird jedoch dafür sorgen, dass diese Kosten nicht mehr über Preiserhöhungen adäquat an die Kunden weitergegeben werden könne. Einen Ausweg aus diesem Dilemma bietet die Automatisierung des Druck-Workflows, bei der Software, vernetzte Geräte und spezielle Hardware eingesetzt werden, um die Druckprozesse zu automatisieren und physische Berührungspunkte, die menschliches Eingreifen erfordern, zu reduzieren. Dank automatisierter Workflow-Systeme sinken die Kosten für die Auftragsabwicklung, was wiederum den Endpreis senkt. Abgesehen davon kann sich die Automatisierung laut einer Studie der US-amerikanischen NAPCO Research erheblich auf die Auftragsdurchlaufzeit auswirken. Die Untersuchung umfasst Daten von 201 Akzidenzdruckereien, wobei der Schwerpunkt auf der Workflow-Automatisierung liegt. Ein hoher Automatisierungsgrad ist ein klarer Gewinner in den Bereichen von 4 Stunden oder weniger, 4 bis 7 Stunden und 24 bis 47,9 Stunden, da Druckereien mit hoch automatisierten Arbeitsabläufen ohne menschliches Zutun (und ohne menschliche Fehler) mehr Zeit sparen.

Weitere wichtige Vorteile der Workflow-Automatisierung sind:

  • Die Steigerung der Produktionsgeschwindigkeit durch mehr Druckaufträge pro Stunde
  • Die Erhöhung der Auftragskapazität und Verkürzung der Lieferzeiten
  • Das Erkennen und Beseitigen potenzieller Auftragsfehler vor Beginn der Druckaufträge
  • Die Steigerung der Rentabilität durch Kostensenkung mit Workflow-Automatisierung.

Fazit

Die Web-to-Print-Branche ist längst etabliert – und doch noch immer eine aufstrebende Branche. Das hat einen immensen Vorteil in Sachen Innovationsbereitschaft, denn aufstrebende Branchen haben grundsätzlich mehr Spielraum für Experimente und Verbesserungen. Zwei Wege, auf denen die Branche mehr Wachstum erreichen kann, sind die Automatisierung von Arbeitsabläufen und die Plattformökonomie. Beide Faktoren haben das Potenzial, Unternehmen erheblich zu verändern, indem sie den Arbeitsablauf effizienter und fehlerfreier machen. Druckunternehmen werden umso mehr davon profitieren, je früher sie in Web-to-Print investieren und dabei diese beiden Bereiche im Auge behalten.

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Thomas Haver

Nach dem Abitur und einer journalistischen Ausbildung studierte Thomas Haver Kommunikationswissenschaften an der Universität GH Essen. In der Folge war er zwischen 1993 und 2014 in unterschiedlichen Funktionen in mittelständischen Agenturen, u.a. als Produktionsleiter, Account Director und Creative Director tätig. Seit 2015 ist er als Kommunikationsberater mit seiner Agentur LEITPUNKT (www.leitpunkt.com) selbstständig. Sein Fokus liegt in der Konzeption und Durchführung zielgerichteter Kommunikationsmaßnahmen für den Mittelstand.