Wie man in den Wald hineinruft
Weisheiten von Großmutter Edeltraut
Etwas läuft in unserer Kommunikation zunehmend falsch. Warum fühlen sich Gesprächspartner zunehmend gestresst und reagieren oftmals aggressiv? Und warum ist das Ergebnis in der Folge so wenig befriedigend?
Die Methoden zu kommunizieren haben sich seit den Zeiten meiner Großmutter dramatisch geändert. Die meisten und insbesondere wichtige Gespräche fanden früher persönlich, von Angesicht zu Angesicht statt. Wenn dies nicht möglich war, wurden Briefe geschrieben, welche diktiert, korrigiert und erst dann auf den Postweg gegeben wurden. Eine Antwort dauerte meist eine bis mehrere Wochen und war wohlüberlegt und darauf gerichtet, mit möglichst wenig Zeitverzug einen Konsens zu erreichen.
Der Mangel an persönlicher Kommunikation
Heute erfolgt die Kommunikation kaum mehr persönlich. Spätestens dank der Pandemievorschriften haben viele Menschen inzwischen eine Abneigung, ja fast eine Phobie vor einem „Face-to-Face“-Gespräch entwickelt.
Die moderne Kommunikationstechnik mit ihren Sprachnachrichten, Kurznachrichten oder E-Mails führt zu einer strikt getakteten Einbahnstraßenregelung, die auf Grund der hohen Taktfrequenz nur eine Illusion von Gegenseitigkeit erzeugt. Tatsächlich verlernen wir aber so, auf den Gegenverkehr zu achten. In Ermangelung von unmittelbarem Feedback fehlt uns immer mehr die Erfahrung, wie unsere Form der Kommunikation auf andere wirkt. Im schlimmsten Fall wird uns das sogar egal.
Neue Prioritäten
Dabei haben sich die Prioritäten für die Kommunikation dramatisch geändert. Früher stand das Erreichen eines gemeinsamen Ergebnisses mit möglichst wenigen Schritten im Vordergrund (= Effizienz). Heute ist es das möglichst schnelle Abschicken des eigenen Standpunktes (= Response-Time).
Der technologische Fortschritt mit seinen drastisch verkürzten Übermittlungszeiten vernichtet zu Gunsten leicht messbarer „Erfolgsparameter“ den schwerer nachweisbaren Sinn von Kommunikation. Ein sich von Verständnis der Bedürfnisse des Anderen ergebender notwendiger Konsens wird verzögert, mitunter sogar verhindert.
Wichtig erscheint heute zuerst „Nachricht gesendet“ – nicht etwa „Information verständlich gemacht“. Dieses Fenster fehlt bei Microsoft leider. Zumindest bis auch dort die KI übernimmt. Heute erscheint es ausreichend, so schnell wie möglich in den Wald hinein zu rufen. Was dort ankommt liegt nicht im Fokus des Zeitsparmanagements. So kommt es, dass das, was aus dem Wald zurückkommt, oft erstaunt – und manchmal verärgert. Damit wird die Kommunikation ineffizient.
Fazit
Wir sollten uns bereits beim Hineinrufen die Zeit nehmen, zu überlegen, wie unsere Aussage ankommt und wirkt. Zum Einen wird dadurch die Kommunikation effizienter, zum Anderen gibt es ein paar Sympatiepunkte, da sich die kommunikative Gegenseite mehr wahrgenommen fühlt. Einen Kompromiss wird man so deutlich einfacher finden.
Nachtrag
Übrigens… Meine eingangs erwähnte Großmutter Edeltraut, Jahrgang 1904, war eine außergewöhnliche Frau. Sie erlebte zwei Weltkriege und baute zusammen mit ihrem Mann nach dem Zweiten Weltkrieg in Westdeutschland einen mittelgroßen Industriebetrieb auf. Nach ihrer Scheidung in den 50er Jahren übernahm sie in einer Lebensmittelgroßhandelsgruppe erneut eine Leitungsfunktion als Prokuristin.
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